Tantra?

Ein paar Gedanken zu einem Wort, bei dem es um etwas anderes geht, als oftmals vermutet …

Eylin erzählt:

Das Wort “Tantra”, welches an ein paar Stellen auf dieser Webseite auftaucht, führt erfahrungsgemäß oftmals zu falschen Rückschlüssen. Zum besseren Verständnis hier der Versuch, den Begriff “Tantra” wie er von uns verstanden wird, zu vermitteln.

Tantra wird im Westen oft als sexuelle Lehre aufgefasst und löst bei einigen Menschen nebulöse Vorstellungen über sexuelle Stellungen, Übungen den Orgasmus zurückzuhalten u. ä. m aus. Das, was in den letzten 50 Jahren im Westen als Tantra verkauft wurde, hat aber im Wesentlichen nichts mit Tantra zu tun, sondern ist eine Zusammenfassung von Aussagen aus dem Kamasutra.

Da die Grundhaltung im Tantra nichts ausschließt, gehört auch das Mysterium der Sexualität dazu. In seinem Anliegen, die Wirklichkeit vollständig zu erleben, gehören zum Tantra auch Gefühle, Emotionen und eben Sexualität.

Im Tantra geht es nicht darum, etwas zu glauben, um Trost zu finden. Vielmehr wird das ganz eigene Ausprobieren und Erfahren bestärkt. Nicht im Nachmachen einer Vorgabe liegt der Weg, sondern im gegenwärtigen Gewahrsein dessen, was ist.

Eine der Übersetzungsmöglichkeiten des Wortes Tantra ist: „Gewebe“ oder „Netz“. Es könnte also gesagt werden, dass es um die Verbindung oder Interaktion allen Seins geht. Der Tantriker versteht das gesamte Leben als göttlich. Deswegen wird kein Unterschied ge-macht zwischen gut und schlecht. Alles ist Teil des Ganzen und will erfahren werden. Tantra ist eine undogmatische Aufforderung, sich zu trauen, alles unvoreingenommen zu erleben.

Mein erster Astrologielehrer, der ein großer Tantriker war, schreibt in seinem Buch:
„Der Tantrika erforscht die Wirklichkeit,… und wie ein Freigeist taucht er ein in die Welt, sie zu erkunden und letztendlich festzustellen, dass nirgendwo Trennung ist, kein Mangel herrscht und das Gesuchte schon gefunden ist, d.h. nie verloren war.“ (Ulrich Hennigs: Paratrisika – Die höchste Gottheit der Drei)

Matthias erzählt:

Wer ein wenig in meiner Vita forscht wird feststellen, daß die Begleitung von Menschen in einer individuellen Entfaltung ihrer Persönlichkeit seit einigen Jahrzehnten in meinem Leben viel Raum einnimmt. Das Erkennen der eigenen Konditionierung, die uns alle ohne daß wir uns dessen bewußt sind bestimmt, ist ein zentraler Faktor auf dem Weg ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Dieser Erkenntnisweg hört nie auf und überrascht auch mich selber immer wieder, wenn ein unbewusst in mir wirkender Mechanismus plötzlich in den Bereich der Erkenntnis gelangt.

Die Begleitung von Menschen in der Erforschung ihrer eigenen Sexualität war für mich in den vergangenen 25 Jahren ein zentrales Arbeits- und Forschungsfeld. Vorausgegangen war eine profunde Erforschung meiner eigenen Sexualität und die Erkenntnis dessen, was ich mir selber viele Jahre meines Lebens untersagt hatte, weil es entweder unbewussten Glaubenssätzen widersprach oder mir der Raum fehlte, in dem ich diesen zu mir gehörenden Bereich ohne Tabus erforschen konnte. Die Konsequenz dieser Arbeit mit mir selber war, anderen diesen Raum anzubieten, in dem sie ihre eigenen Erfahrungen machen konnten. Und das mache ich auch heute noch. Denn es gibt in unserer Gesellschaft wenige Möglichkeiten, sich selber als sexuelles Wesen zu erkunden, ohne dabei in Leistungsdruck zu geraten. In diesem Sinne stelle ich die sexuellen Aspekten des Lebens in meiner Arbeit und meinem Alltag immer wieder an den Platz, den sie gerade brauchen.

Wenn ich den Begriff „Tantra“ verwende geht es mir immer um das große Ganze, um ein Leben in Reichhaltigkeit und Fülle. Das Projekt hier auf El Hierro ist in diesem Sinne zutiefst tantrisch. Wir schreiben mehrfach, dass Du auf unserer Finca das Feld der Möglichkeiten betreten kannst. Und dazu gehört alles, was Dich ausmacht. Was gerade für Dich ansteht, wenn Du hierher kommst, weißt nur Du. Und das Leben hält noch viele Geschenke für Dich bereit.

Das von Eylin oben zitierte Buch von Ulrich Hennigs gehört für mich zu den besten literarischen Werken, sich über unser Denken Tantra anzunähern. Von daher kann ich es zum Lesen wärmstens empfehlen. Tantra erschließt sich allerdings allein durch individuelles Erfahren. Hierbei unterstützen wir Dich im Rahmen unserer Möglichkeiten gerne.